Klettertrip USA - von Moab, über Indian Creek, Zion, Red Rocks,Las Vegas bis ins Yosemite Valley.
Der Plan, eine Kletterreise in die USA zu machen war schnell geschmiedet; die Umsetzung gestaltete sich hingegen etwas holprig, da uns erst der Arbeitsbeginn von Anna und dann auch die Covid-19 Pandemie einen Strich durch die Rechnung machten.
Anfang 2022 dann der Entschluss; im Mai wird gestartet und das für circa drei Wochen. Wir flogen von München nach Denver, wo wir unsere Unterkunft für die Reise –einen Van – ausliehen um uns dann zwar mit einer ungefähren Vorstellung von dem, was wir alles erleben wollten, jedoch ohne genauen Zeitplan auf den Weg machten.
Gestartet und los!
Erster Stop war Moab, ein kleines Städtchen nicht unweit von Castelton Valley und Indian Creek. Nach einer kalten Dusche im Bach, einem Burger-Abendessen (das Erste von vielen) und einer kurzen Nacht im Van, stand der erste Klettertag an. Wir machten uns auf ins Castelton Valley um den Castelton Tower zu klettern –ein einmaliges Erlebnis und ein Kontrast, der größer nicht sein könnte. Innerhalb von weniger als 48 Stunden nach unserem Reisestart in den Alpen, waren wir nun in mitten der Wüste von Utha und kletterten auf einen allein stehenden Turm mit traumhafter Aussicht und Rissen, wie wir sie noch nie gesehen hatten.
Unglaublich und ungewohnt sind wohl jene Adjektive, welche das Gefühl an diesem Tag am besten beschreiben. Erschöpft und definitiv angekommen kehrten wir dann zum Van zurück, um uns am nächsten Tag nach Indian Creek aufzumachen.Vorher galt es allerdings noch den Einkauf für die nächsten fünf Tage zu erledigen, da man in Indian Creek einfach gar nichts bekommt; kein Essen und auch kein Wasser. Sobald dann alles Notwendige (darunter an die knapp 50 Liter Wasser) im Einkaufswagen war, wurde Anna erst wirklich bewusst, dass es nun in die totale Wüste geht, wo wir vollkommen auf uns allein gestellt waren – es gibt dort nämlich nicht nur kein Geschäft, sondern auch keinen Strom und kein Netz. Letzteres stellte sich dann als Entspannungsfaktor pur heraus, da man so erst richtig dem gewohnten Alltags- und Arbeitsstress, mit dem dauernden Bedürfnis, aufs Handy zu schauen, entkommen konnte.
Indian Creek -Risskletterparadis
Indian Creek war und ist alles gleichzeitig –einzigartig, atemberaubend, unbeschreiblich und vor allem für Risskletteramateure, wie wir es sind, brutal. An Stelle unserer gewohnten kleinen Leisten und Tritte findet man dort nur Risse, nahezu perfekte Risse, in die es galt alle Körperteile, Hände, Füße und teils auch den ganzen Körper hineinzupressen und zu verkeilen. Dass ich damit anfangs noch zu kämpfen hatte, sahen auch die Locals, welche mir zuriefen: „You can’t sportclimb the whole route, you have to go in the crack.“. Naja, irgendwie habe wir das „Risskletterproblem“ dann doch gelöst und sind auf Klassikerjagd gegangen. In unser Tourenbuch konnten wir zum Schluss nicht nur bekannte Touren wie „Supercrack“, „Scarface“, „Incredible Hand Crack“oder„The Cave Route“schreiben, sondern auch viele nicht so bekannte Perlen der Risskletterei.
Neben den Rissen wird mir von Indian Creek vor allem auch das Campen unter dem Sternenhimmel und das Beisammensitzen am Lagerfeuer mit anderen Kletterern in Erinnerung bleiben.
Zion wir kommen!
Erstes Ziel in Zion war die Namaste-Wall –eine überhängende Wand, welche nicht nur aufgrund ihrer roten Farbe, sondern vor allem aufgrund ihrer einzigartigen Struktur sofort ins Auge sticht. Als ich das erste Foto davon sah, wusste ich, da müssen wir hin. Auch Anna war begeistert endlich wieder „normal“ Griffe in Form von Henkel in den Händen zu halten; besonders waren auch die Löcher in der Wand, in die man sich zum Pausieren fast schon hinein sitzen konnte. Da unsere Hände dann mal endlich ein Pause brauchten, stand am nächsten Tag ein Hike auf den Gipfel des Angels Landing an, welcher von Touristen nur so übersäht war. Genau dieser Touristenansturm hat auch dazu beigetragen, dass wir uns in Zion, obwohl die Berge unglaublich waren, nie so richtig wohl fühlten. Als Anna mir dann beim Frühstück lachend „Vegas?“ vorschlug, sagte ich nur “ab nach Las Vegas“ –und los ging es.
Welcome to the fabulous Las Vegas
Bevor wir unser Geld in den Casinos von Las Vegas verloren, machten wir noch einen 1-Tages-Abstecher nach Red Rocks (wo man von den Gipfeln direkt in diese verrückte Stadt sieht). Red Rocks ist eine gute Mischung zwischen Risskletterei und doch ein paar Griffen und Tritten –für uns also eine entspannte Klettertour. Schwierig hingegen war der Zustieg, auch da Anna unter jedem Stein eine Schlange vermutete. Nach der Tour ging es auf in die Stadt, wo wir uns dann nach Langem endlich wieder ein normales Bett gönnten. Schon ziemlich verrückt die Stadt.
Ab ins Valley!
Yosemite war unser letzter Stop; für Anna war es eine Premiere, ich war zum zweiten Mal dort. Im Jahr 2017 bin ich nämlich schon einmal dort gewesen, wo ich mit einem Freund am El Capitan die weltberühmte Tour „The Nose“ klettern konnte. Da Anna am ersten Tag noch einen Pausetag einlegen wollte, bin ich direkt mein Ziel, die Tour „Separate Reality“ zu klettern, angegangen. Entgegen meiner Erwartungen stellte sich der Durchstieg allerdings als „blutiger Kampf“ heraus, da meine Hände nachher aussahen, als ob ich gerade nicht geklettert, sondern gekämpft hätte. Die restlichen Tage verbrachten wir dann meist recht gemütlich; den halben Tag kletterten wir und den restlichen lagen wir in der Sonne. Am vorletzten Tag wollten wir es hingegen noch einmal richtig wissen und entschieden, zusammen mit zwei im Valley getroffenen Freunden aus Südtirol, die Tour „Snake Dike“ am Half Dome zu klettern. An diesem Tag bestand die Schwierigkeit nicht unbedingt im Klettern, sondern in den über 27 km und 1750 Höhenmetern, welche zu bewältigen waren. Der Tag klang dann erschöpft, aber zufrieden und mit Bier und Burger am Lagerfeuer aus.
Am nächsten Tag ging es dann nach San Francisco, wo wir noch einen kurzen Abstecher zur Golden Gate Bridge machten und dann glücklich über das Erlebte nach Hause flogen.
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