Was ist eigentlich Klettern?
Klettern ist für mich persönlich der schönste Sport den es gibt, neben dem Skifahren im Winter natürlich. Klettern ist eine Sportart, die an Felswänden, an großen Steinen, künstlichen Kletterwänden oder auch in der Halle ausgeübt werden kann. Es erfordert Kraft, Geschicklichkeit, Ausdauer ebenso wie mentale Stärke. Es gibt die verschiedensten Arten des Kletterns, wie z.B. Sportklettern, Bouldern, Alpinklettern und im Winter zählt auch das Eisklettern dazu.
Fangen wir ganz von vorne an.
Was sind die unterschiedlichen Kletterarten und welches Equipment brauche ich dazu?
Am einfachsten ist das Bouldern.
Bouldern ist Klettern ohne Seil in Absprunghöhe, wie man dabei die Absprunghöhe definiert muss jeder für sich selbst herausfinden. Für einige sind es 3 Meter und für andere geht es schon mal noch einige Meter weiter hinauf.
Das Equipment dazu ist sehr überschaubar.
Kletterschuhe, Bouldermatte (draußen am Fels) und ein Chalkbag.
Als nächstes wäre dann das Sportklettern.
Als Sportklettern bezeichnet man alles, was nur eine Seillänge hat. Die Länge der Route kann hier schon mal sehr große Unterschiede aufweisen. Es gibt Routen von 10 Metern und extrem lange bis zu 100 Metern wie z.B. in der Tarnschlucht in Frankreich.
Dazu wird ein wenig mehr Equipment benötigt.
Angefangen wieder mit Kletterschuhen und dem Chalkbag, zusätzlich wird ein Klettergurt, ein Sicherungsgerät, mehrere Expressschlingen, ein Seil und natürlich einen Kletterpartner*in benötigt. Das Seil sollte natürlich auf die entsprechenden Routenlängen abgestimmt sein. Das bedeutet, für eine Route mit 30 Meter Höhe benötige ich mindestens ein 60 Meter langes Seil. Wer das Sportklettern nur an künstlichen Wänden, Indoor oder Outdoor betreiben möchte spart sich zumindest die Expresschlingen, da diese in jeder Kletteranlage schon fix angebracht sind. Meist besteht dort ebenfalls die Möglichkeit sich das gesamte benötigte Kletterequipment, von den Schuhen bis hin zum Seil, auszuleihen.
Wem jetzt das Sportklettern noch nicht genug ist, wird beim Alpinklettern seine Freude finden.
Als Alpinklettern bezeichnet man Routen mit mehreren Seillängen, wo zwischen den einzelnen Seillängen immer wieder ein Standplatz eingerichtet werden muss. Die Routenlängen variieren dabei auch sehr. Es gibt Routen die nur zwei bis drei Seillängen haben und dann gibt es wiederum extrem lange Routen, mit über 40 Seillängen. Nicht nur die Längen der Routen variieren, die Routen können auch auf unterschiedliche Art abgesichert sein. Viele Routen sind wie beim Sportklettern abgesichert, was bedeutet, dass alle paar Meter ein solider Hacken am Fels befestigt wurde. Andere Routen bieten keinerlei vorab installierte Sicherungen. Hier muss alles mit mobilen Sicherungsmitteln abgesichert werden und auch der Standplatz muss selbst gebaut werden.
Welches Equipment brauche ich also beim Alpinklettern?
Die gleiche Grundausstattung wie beim Sportklettern und dann noch einiges mehr.
Hinzu kommt ein Helm, verschiedene Bandschlingen für den Standplatzbau, mehrere Karabiner, mobile Sicherungsmittel (wie Keile und Friends) und noch ein zweites Seil.
Im Winter kommt dann noch das Eisklettern dazu.
Da hier an gefrorenen Wasserfällen geklettert wird, braucht es natürlich auch die entsprechenden Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Das heißt, das Eisklettern nichts für Leute ist, die ungern kalte Finger und kalte Zehen haben. Es braucht sehr viel Erfahrung, um das Eis richtig lesen und abschätzen zu können, ob dieses kletterbar ist. Alle Sicherungen werden selbst im Eis angebracht, somit muss man auf das Eis vertrauen.
Beim Eisklettern wird sogar nochmal mehr Equipment benötigt als beim Alpinklettern. Zusätzlich zu der kompletten Ausrüstung beim Alpinklettern, werden Eisschrauben, Steigeisen und Eisgeräte (Eisaxt, Eispickel) benötigt.
Das sind die verschiedenen Kletterarten kurz zusammengefasst.
Es wird zwar bei all diesen Arten vom Klettern gesprochen, die Unterschiede sind jedoch sehr groß.
Wie man so schön sagt „Beginne zuerst leicht und steigere dich dann langsam“. Wichtig ist, dass man am Anfang mit jemanden klettern geht der sich wirklich auskennt und der schon sehr viel Erfahrung hat.
Ich würde jedem ans Herz legen einen Anfänger Kurs zu machen, ob es beim Alpenverein im Ort, direkt in einer Kletterhalle oder mit einer*m Bergführer*in ist, es sollte in jeden Fall ein zertifizierter Trainer*in oder Bergführer*in sein.
Hier noch ein paar Tipps zu den verschiedenen Klettergebieten im Alpenraum für die verschiedenen Kletterarten.
Bouldern
Die beste Zeit zum Bouldern ist je nach Bouldergebiet komplett unterschiedlich, da es beim Bouldern eher niedrige Temperaturen braucht. Die Bouldergebiete die sehr hoch liegen, wie z.B. Silvretta, Zillertal, Felbertal, Magic Wood, Gothardpass oder Sustenpass sind eher Sommerbouldergebiete und andere die eher tiefer liegen wie Fontainebleau, Brione, Chironico, Varrazze oder Maltatal sind eher Wintergebiete.
Bei allen Bouldergebieten ist meist für jeden was dabei, obwohl man sagen muss, je fitter man ist desto mehr Auswahl hat man. Meine Favoriten sind Silvretta, Felbertal, Magic Wood Fontainebleau und Brione.
Sportklettern
Beim Sportklettern ist es ähnlich wie beim Bouldern, je kühler desto mehr Grip und desto besser zum Klettern. Auch hier gibt es Gebiete, die im Sommer gut funktionieren und welche die ideal im Winter sind. Im Sommer sind eher die hochgelegenen Gebiete im Schatten bevorzugt, wobei im Frühjahr, Herbst und Winter eher die südseitigen oder tieferen Gebiete geeignet sind. Im Winter sind die Gebiete im südlichen Teil der Alpen beliebt, wie z.B. Arco oder Finale Ligure. Diese können auch im Sommer eine Reise wert sein, wenn man der Hitze gut standhält. Es gibt so unglaublich viele schöne Sportklettergebiete im ganzen Alpenraum das gar nicht leicht ist klare Favoriten zu nennen. Aber einige wären Schleirwasserfall (Wilder Kaiser), Ceúse, Arco, Finale Ligure und das Frankenjura, dass sich leider nicht in den Alpen befindet.
Alpinklettern
Beim Alpinklettern ist es eher die Sommersaison, die die Richtige ist. Im Winter liegt im Alpinen Gelände meist Schnee. Es gibt aber auch Gebiete wie Arco, wo man das ganze Jahr über Alpinklettern kann. Meine Favoriten sind hier auf jeden Fall der Wilde Kaiser (erste Klettertour im 7ten Grad, Klettergeschichte) Karwendel, Rätikon, Wendenstöcke, Verdonschlucht.
Für mich persönlich, ist es das schönste Hobby, bzw. der schönste Beruf, den es gibt. Die Verbundenheit mit der Natur, die netten Leute, die man beim Klettern trifft oder das Bier danach machen das Ganze sehr empfehlenswert.
David Widauer
Staatl. geprüfter Berg- und Skiführer
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