Vorbereitung auf deine Mission

Vorbereitung auf deine Mission

Ich bin davon überzeugt, dass große Herausforderungen in der Vorbereitung gemeistert werden

Die Vorbereitung mag unspektakulär sein, gerade im Zeitalter von Social Media, wo jeder dich fragt, wann denn die nächste Expedition beginnt, aber sie erzeugt nachhaltige Performance und somit auch Sicherheit. Denn das Ziel ist nicht der Gipfel, das Ziel ist es zu überleben.

Da jede Expedition einzigartig ist und sich Ausrüstung und Training immer weiterentwickeln, ist es ein konstanter Prozess, Neues in mein Training zu integrieren und Routinen zu etablieren, damit sich nachher im großen Projekt alles vertraut anfühlt und funktioniert.

80% dreht sich für mich um drei Essenzielle Fähigkeiten. 

Kopf

Ohne Motivation, Leidensfähigkeit und Resilienz wird kein Projekt erfolgreich. Gerade Winterprojekte sind auf dieser Ebene sehr herausfordernd. Dunkelheit. Kälte. Schmerzen. Wenn mein Geist sich schwach fühlt, dann ist auch mein Körper schwach. 
Ein wichtiger Bestandteil meiner Vorbereitung hier liegt darin, mich regelmäßig in unkomfortable Situationen zu begeben, in denen ich mentale Strategien & Taktiken aktiv einsetze. Beim Bergsteigen als Training setze ich bewusst Intentionen, um Routinen zu etablieren oder neue Tools auszuprobieren. 

Eins meiner Lieblingstools ist die Frage: 
„Was ist der kleinstmögliche Schritt, der mich Richtung Ziel führt?“ 

Das kann z.B. bedeuten, im Biwak das Feuerzeug aus der Tasche zu nehmen. Dieses Tool funktioniert für mich am besten, wenn es um Camping und frühes Aufstehen geht. Wenn ich einmal den ersten Schritt getan habe, geht der Rest von allein, egal wie KO ich bin. 


Training

Unangenehm ist auch eine kalte, morgendliche Dusche. Diese Routine baut stoische Gelassenheit auf, sich unangenehmen Situationen zu stellen, aber auch braunes Fett - die Standheizung des Körpers. Braunes Fett verbrennt Kalorien und erzeugt passiv Wärme. Gleichzeitig drücke ich aber auch Abbauprodukte wie Laktat vom vorherigen Training aus dem Körper heraus, wenn sich meine Kapillaren verengen. 

Im Training selbst kommen dann bis zu 40 netto Trainingsstunden wöchentlich zusammen. Sie bestehen aus Bergsteigen, Krafttraining, Wandern, Radfahren, Laufen und Dehnen. Dabei ist nur ein kleiner Teil Anaerob, also ohne Sauerstoff - denn Winterexpeditionen an hohen Bergen sind langanhaltende Unterfangen, hier geht es darum, möglichst Aerob unterwegs zu sein und so trainiere ich viel mit niedriger Intensität und langen Einheiten.

Im Training selbst ist es wichtig auf meinen Körper zu hören, zusätzlich höre ich auf meinen Physiotherapeuten oder Coach, damit ich nicht zu viel trainiere und dadurch mehr Schaden anrichte als Fortschritte erziele. Das kann gerade nach einer abgeschlossenen Expedition oder mit einer Erkältung/Grippe passieren. Oder wenn ich einfach zu motiviert bin und meinem Körper nicht genug Zeit für guten Schlaf und Erholung biete. 

Das Training ist flexibel und besteht bei mir aus Zielen und Intentionen, die ich vor ihrer Ausführung überprüfe. Jeder Tag ist aus vorgefertigten Bausteinen und Routinen zusammengesetzt. 

 
Ausrüstung

Die richtige Ausrüstung zu finden oder falls ich sie nicht finde, zu entwickeln, ist ein Prozess. 

Auf ein Projekt nehme ich nur Dinge mit, von denen ich weiß, dass sie funktionieren. 
In den letzten Zügen meines Trainings bin ich daher möglichst mit der Ausrüstung im Training unterwegs, die ich z.B. nachher am Everest brauche. Klar kann ich in den Alpen nicht mit Daunenanzug und 8000er-Boots herumlaufen, aber ich verwende Schuhe mit steifer Sohle, die den Boots nahekommen. Ich habe auch die gleichen Steigeisen, Pickel, Helm und die gleiche Jacke, die ich unter dem Daunenanzug trage, dabei. 

Ich klettere Touren, mit einem dem Projekt möglichst ähnlichen Routen Charakter. Hier ist der Mont Blanc du Tacul mit seinen Mixed-Routen eins meiner oft besuchten Hausgebiete für Soloaufstiege, aber auch viele andere 4000er der Alpen eignen sich. In dieser Phase passe ich das Gewicht des Rucksacks auch an das zu erwarten Expeditionsgewicht an. 


Am Ende sieht jeder nur die Spitze des (Eis-)Berges, aber die Vorbereitung macht den größten Teil aus. Gerade wenn ich Neues lerne, gilt: Um gut in etwas zu sein, muss ich zuerst schlecht darin sein, Dinge fühlen sich unglaublich hart an, es gibt Momente, in denen dir die Welt mir sagt, wie wenig Talent ich habe oder wie unwichtig Talent ist, denn Talent ist überbewertet.

Fähigkeiten aufzubauen hingegen, ist massiv unterbewertet.

Ich bin nicht, wer ich bin, nur weil ich hart gearbeitet habe - ich bin, wer ich bin, weil ich mich darauf konzentriert habe, Fähigkeiten aufzubauen.